Kopftremor - Head Bobbing,

Idiopathischer Kopftremor

Welches ist der schlimmste Satz den wir als Züchter am Telefon von den Besitzern unserer

Nachzuchten, unserer Kinder (!), hören können?

Wir kommen gerade vom Tierarzt…

In diesem Moment zieht sich die komplette Magengrube zusammen. Ich verfalle regelrecht in Schockstarre. Ich vergesse kurzzeitig das Atmen. Dann kommt von meiner Seite ein leises: „Und…?“ Man will ja immer nur das Beste für seine Kinder und vor allem nur gesunde Hunde züchten! Bei einer Rasse wie dem Spinone Italiano, wo die genetisch bedingte Epilepsie leider gehäuft auftritt, ist die Sorge eines verantwortungsvollen Züchters immer allgegenwärtig. Es ist einfach Tatsache, dass wir alle mit dem gleichen Wasser kochen. Das heißt das was bei meinen Züchterkollegen auftritt, steckt auch irgendwo in den Hunden, die ich zur Zucht verwende. Dessen sollte man sich immer bewusst sein und eben NIE mit dem Finger auf andere zeigen. Besser wäre es, wenn alle Informationen und Gesundheitsbefunde auch ALLEN ZÜCHTER-Kollegen zur Verfügung gestellt werden. So auch mein Appell seit nun fast 10 Jahren. Um mit gutem Beispiel voran zu gehen, zu zeigen dass es nichts außer Überwindung kostet, habe ich mich vor langer Zeit dazu entschlossen alle Ergebnisse und Befunde aus unseren Würfen offen und für jeden zugänglich auf unsere Homepage zu setzen. Es gibt so viel was wir noch nicht wissen, was zum ersten Mal auftritt, oder aber einfach bisher unter den Teppich gekehrt wurde. Es ist teilweise echt nervenaufreibend bis man heraus findet um was es sich handelt! Diesen Prozess könnte man bei anderen betroffenen oder Hilfesuchenden verkürzen, einfach durch offenen Umgang, indem man sein Wissen teilt. Ich hoffe wirklich sehr, dass ich durch meine Beiträge (z.B. auch der über Beretta die den Verdacht einer Aortenstenose hatte, der sich als nichtig herausgestellt hat) unnötiges Leid ersparen kann oder zumindest Hilfestellung für Ratsuchende bieten kann. Der erste Fall von Head-Bobbing in meiner Zucht war die Hündin Nele (Civetta del Pino Silvestre) Sie wackelte erstmalig mit 6 Monaten mit dem Kopf. Damals lag die Vermutung nahe, dass dies durch die erhöhten Schilddrüsenwerte gekommen war. Nach einer Ernährungsumstellung gab es ca. 2 Jahre keinen weiteren Vorfall mehr. Im Oktober 2020 ging es aber wieder los. Christiane und Nele arbeiteten fleißig auf die VGP (Meisterprüfung für Jagdhunde) hin. Ich begann mit Hilfe von Freunden die Recherche um was es sich handeln könnte… und nahm Kontakt zur Neurologie in der Medizinischen Kleintierklinik München auf. Kurz darauf, Anfang November 2020, gab es einen weiteren Fall von „Head-Bobbing“ in Amerika. Die Treaderstellerin postete ein Hilfegesuch in der ‘Spinone Group‘ auf Facebook. Einige Zeit später folgte ein Video von ihrem Hund beim Kopfwackeln in den Kommentaren. Keiner derer die helfen wollten fand den richtigen Ansatz. Keiner wusste was es sein konnte. Ich sah das Video und wusste es sofort, da ich kurze Zeit zuvor selbst erst nach einer Antwort auf das Kopfwackeln von Nele gesucht habe. So habe ich dort von Nele berichtet und von der Medizinischen Kleintierklinik München (Ludwig-Maximilians-Universität), die sich mit dem Thema befassten. Auch davon, dass der Tremor durch Stress ausgelöst wird und recht leicht abzubrechen geht. Entweder per Ansprache oder aber durch Gabe eines Leckerlis. Alle, besonders die Besitzerin, waren erleichtert, dass es sich nicht um Epilepsie handelt! Anfang Dezember klingelte mein Handy und ein Video erreichte mich per WhatsApp mit der Frage ob ich wisse was das sein könne. Ich schaute mir das Video an und was musste ich sehen? Ein weiterer Hund, jetzt aus dem D-Wurf, der mit dem Kopf wackelte. Statt zu schreiben rief ich die Besitzer sofort an und sagte dass ich leider wisse was das ist… Für mich stand sofort fest, dass Dunya somit keinen weiteren Wurf mehr haben wird. Sie war die Mutter beider Hunde. Die Väter waren unterschiedlich. So eine Entscheidung ist beim besten Willen nicht einfach. Vor allem wenn die Hündin selbst gesund ist und man von den Qualitäten der Mutterhündin absolut überzeugt ist. Den Besitzern der betroffenen Hunde habe ich eindringlich von einem Zuchteinsatz abgeraten. Beide wollten ihre Hunde vor dem Tremor, der Zucht zur Verfügung stellen. Das ist bitter und tut mir wirklich unendlich leid. Ich habe Beiden die bisherige Konversation mit der Klinik weiter geleitet und einen Kontakt zwischen den Besitzern zum Austausch hergestellt. Nele hat durch die VGP (Zeit davor, während und bis zu 2 Tagen danach) mehrere Male mit dem Kopf gewackelt. (Nein-Nein Bewegung) Hier war es wohl die Prüfung und der damit verbundene Stress der als Auslöser fungierte. Das letzte Mal hat sie am 27.10.2020 mit dem Kopf gewackelt. Seit dem bis heute (Anfang Februar 2021) nichts mehr. Alle durchgeführten Blutuntersuchungen und Tests waren im Normbereich. Nele bekam eine Kur mit Vitamin B Komplex. Brackelmann hatte eine Operation wegen Verdacht auf verschluckten Fremdkörper und musste Stationär (zur Beobachtung) in der Klinik bleiben. Das war bei ihm vermutlich der Stressauslöser, denn zwei Tage später hat er das erste und bisher einzige Mal mit dem Kopf gewackelt. (Nein-Nein Bewegung) Nachfolgend möchte ich die wichtigsten Punkte aus der Konversation mit Frau Dr. med. vet. G. B., Mitarbeiterin der Abteilung für Neurologie in der Medizinischen Kleintierklinik, Ludwig-Maximilians-Universität München zur Verfügung stellen. Homepage der Klinik: https://www.med.vetmed.uni-muenchen.de/index.html Die Antwortmail wurde von der Leitung der Neurologischen Abteilung, Frau Prof. Dr. med. vet. Andrea Fischer überarbeitet. Der gesamte Text wurde freundlicher Weise zur Veröffentlichung freigegeben. Beginnend mit meiner Anfrage vom 26.10.2020, per E-Mail Sehr geehrte Damen und Herren, ich hätte einige Fragen zum Kopftremor beim Hund. Eine Spinone Italiano Hündin aus meiner Nachzucht, geboren am 09.06.2018, hat nun insgesamt 3 Mal mit dem Kopf gewackelt (nein-nein Bewegung) Hier das letzte Video, welches ich erhalten habe. https://photos.app.goo.gl/L1BdyVarHxMdLK3u7 Das erste Mal zeigte sie die Symptomatik mit einem halben Jahr. Bei der Blutuntersuchung war die Schilddrüse aus dem Gleichgewicht. Ernährungsumstellung (Schlundfleisch weg lassen) Danach trat das fast 2 Jahre nicht mehr auf. Am 15.10.2020, kurz nach der Läufigkeit hatte sie wieder einen "Anfall". Dabei ist das Video entstanden. Vor etwa einer Woche wieder einen. Die Besitzerin hat festgestellt, dass sie bei Leberwurstgabe sofort damit aufgehört hat. Ich bin nur Züchter, aber für mich spricht alles für diese Erkrankung. Kann man das irgendwie diagnostizieren lassen? Die neuesten Blutwerte sind alle o.B. Zeckenkrankheiten wurden ebenfalls o.B. getestet. (Ich habe gebeten mir die Befunde zukommen zu lassen und würde sie Ihnen dann weiter leiten) Können Sie uns da irgendwie weiter helfen? Gibt es die Studie noch? Die Besitzerin unterstützt bestimmt gerne bei der Forschung, wenn das mit ihrer Haustierärztin vor Ort koordiniert werden kann! Die Antwort der Klinik folge prompt (und wurde nach Rückfrage durch Frau Prof. Fischer nochmal persönlich überarbeitet) Sehr geehrte Frau Leupold, wir konnten Ihr mitgeschicktes Video anschauen. Vielen Dank. Wir stimmen Ihnen zu, es sieht nach dem typischen Kopftremor/Idiopathischem Kopftremor/Head Bobbing aus. Typisch ist auch, dass es sich mit der Gabe von Leckerchen unterbrechen lässt. Bei dem idiopathischen Kopftremor handelt es sich in vielen Fällen um ein gutartiges Tremorsyndrom. Die Ursache ist bisher nicht bekannt. Es wird aber als eine nichtepileptische Bewegungsstörung (Dystonie, Dyskinesie) eingestuft, Es tritt vermehrt bei bestimmen Rassen wie Dobermann, Bulldoggen usw. auf, sodass eine genetische Komponente vermutet wird. Leider handelt es sich bisher um eine Ausschlussdiagnose. Es gibt keine Gentests. Die Verläufe sind sehr unterschiedlich, so wie Sie es auch bei Ihrem Hund beschreiben. Tremorepisoden treten gehäuft im Zusammenhang mit Stress auf. In sehr vielen Fällen, unserer Erfahrung nach 90 % der Hunde, handelt es sich um eine selbstlimitierende Symptomatik. Wenn Hunde sehr stark betroffen sind oder es sich um eine Rasse mit gehäuftem Vorkommen von Idiopathischer Epilepsie handelt, sollte das Head Bobbing von fokalen epileptischen Anfällen abgegrenzt werden. Dafür empfiehlt sich ein schrittweises Vorgehen: Betrachtung von Videos, ausführliche Befunderhebung mit einem Fragebogen, Ausschlussdiagnostik in einem ersten Schritt mit neurologischer Untersuchung, Blutuntersuchung mit Gallensäurenstimulationstest, in einem zweiten Schritt evt auch ausführlicher mit EEG oder MRT, ggf. auch Versuchstherapie. Manche Besitzer berichten auch von einem positiven Effekt durch die Gabe von B- Vitaminen. Unsere letzte Tremorstudie ist gerade im Journal of Veterinary Internal Medicine publiziert worden und einsehbar. Es hat sich hierbei um eine Medikamentenstudie gehandelt. Bei weiteren Fragen können Sie sich gerne erneut melden. Vielen Dank für Ihre Antwort auf meine Mail und Ihr Angebot weitere Fragen stellen zu können. Ich habe wirklich noch Fragen, wie ich als Züchter das „Head Bobbing“ einordnen muss. Sie erwähnen die Versuchstherapie mit Antiepileptika. Gehört das „Head Bobbing“ zu den epileptoformen Anfällen? Oder lässt es sich davon abgrenzen? Antwort Frau Dr. med. vet. B.: „Bis vor einiger Zeit hat man das Head Bobbing als eine leichte "gutartige" Form der Epilepsie angesehen, jedoch ist man davon wieder abgerückt und sieht es momentan mehr als eine Art Bewegungsstörung.“ Sie schreiben, dass das „Head Bobbing“ in manchen Rassen vermehrt auftritt. Kann man in diesen Rassen ebenfalls überdurchschnittlich häufig das Auftreten von Epilepsie beobachten? Antwort Frau Dr. med. vet. B: „In seltenen Fällen besteht eine Überlappung mit Epilepsie. Beim Spinone Italiano ist eine idiopathische Epilepsie beschrieben. Der Spinone Italiano ist eher eine ungewöhnliche Rasse für Head Bobbing. Grundsätzlich kann jedoch jede Rasse daran erkranken. Vom Video würden wir es dem Head Bobbing zuordnen.“ Lässt sich in den betroffenen Rassen eine familiäre Häufung des „Head Bobbing“ erkennen? Ich danke Ihnen sehr für Ihre Hilfe! Antwort Frau Dr. med. vet. B.: „Es tritt vermehrt bei bestimmen Rassen wie Dobermann, Bulldoggen usw. auf, sodass eine genetische Komponente vermutet wird. Leider handelt es sich bisher um eine Ausschlussdiagnose. Es gibt keine Gentests. Die Verläufe sind sehr unterschiedlich, so wie Sie es auch bei Ihrem Hund beschreiben. Tremorepisoden treten gehäuft im Zusammenhang mit Stress auf.“ Wie erfolgt die Diagnose des Idiopathischen Kopftremor? Antwort Frau Dr. med. vet. B.: „Generell bedarf es einer Ausschlussdiagnostik, d.h. vollständige Blutuntersuchungen, inklusive Serumgallensäurenstimulationstest, neurologische Untersuchung, EEG.“ Da eine genetische Komponente vermutet wird, sollte man von einer Zucht mit betroffenen Tieren wahrscheinlich eher absehen. Das Schlusswort überlasse ich an dieser Stelle gerne Christiane, die mit einem der betroffenen Hunde sowohl involviert und selbst betroffen ist, als auch in ihrer Funktion als Hundetrainerin die Situation mit Nele objektiv bewerten kann: „Zu ergänzen wäre noch, dass der Kopftremor bei den Hunden keine Schmerzen/ Trübung des Bewusstseins etc. verursacht. Sie wackeln mit dem Kopf und dann ist es vorbei. Und sie sind voll leistungsfähig - siehe Nele: bestandene VGP Jetzt gehen wir ganz viel zusammen Jagen, lassen den Stress der Prüfungsvorbereitung hinter uns :-) und genießen die Zeit zusammen.“

Kopftremor - Head Bobbing,

Idiopathischer Kopftremor

Welches ist der schlimmste Satz den

wir als Züchter am Telefon von den

Besitzern unserer Nachzuchten,

unserer Kinder (!), hören können?

Wir kommen gerade vom Tierarzt…

In diesem Moment zieht sich die komplette Magengrube zusammen. Ich verfalle regelrecht in Schockstarre. Ich vergesse kurzzeitig das Atmen. Dann kommt von meiner Seite ein leises: „Und…?“ Man will ja immer nur das Beste für seine Kinder und vor allem nur gesunde Hunde züchten! Bei einer Rasse wie dem Spinone Italiano, wo die genetisch bedingte Epilepsie leider gehäuft auftritt, ist die Sorge eines verantwortungsvollen Züchters immer allgegenwärtig. Es ist einfach Tatsache, dass wir alle mit dem gleichen Wasser kochen. Das heißt das was bei meinen Züchterkollegen auftritt, steckt auch irgendwo in den Hunden, die ich zur Zucht verwende. Dessen sollte man sich immer bewusst sein und eben NIE mit dem Finger auf andere zeigen. Besser wäre es, wenn alle Informationen und Gesundheitsbefunde auch ALLEN ZÜCHTER-Kollegen zur Verfügung gestellt werden. So auch mein Appell seit nun fast 10 Jahren. Um mit gutem Beispiel voran zu gehen, zu zeigen dass es nichts außer Überwindung kostet, habe ich mich vor langer Zeit dazu entschlossen alle Ergebnisse und Befunde aus unseren Würfen offen und für jeden zugänglich auf unsere Homepage zu setzen. Es gibt so viel was wir noch nicht wissen, was zum ersten Mal auftritt, oder aber einfach bisher unter den Teppich gekehrt wurde. Es ist teilweise echt nervenaufreibend bis man heraus findet um was es sich handelt! Diesen Prozess könnte man bei anderen betroffenen oder Hilfesuchenden verkürzen, einfach durch offenen Umgang, indem man sein Wissen teilt. Ich hoffe wirklich sehr, dass ich durch meine Beiträge (z.B. auch der über Beretta die den Verdacht einer Aortenstenose hatte, der sich als nichtig herausgestellt hat) unnötiges Leid ersparen kann oder zumindest Hilfestellung für Ratsuchende bieten kann. Der erste Fall von Head-Bobbing in meiner Zucht war die Hündin Nele (Civetta del Pino Silvestre) Sie wackelte erstmalig mit 6 Monaten mit dem Kopf. Damals lag die Vermutung nahe, dass dies durch die erhöhten Schilddrüsenwerte gekommen war. Nach einer Ernährungsumstellung gab es ca. 2 Jahre keinen weiteren Vorfall mehr. Im Oktober 2020 ging es aber wieder los. Christiane und Nele arbeiteten fleißig auf die VGP (Meisterprüfung für Jagdhunde) hin. Ich begann mit Hilfe von Freunden die Recherche um was es sich handeln könnte… und nahm Kontakt zur Neurologie in der Medizinischen Kleintierklinik München auf. Kurz darauf, Anfang November 2020, gab es einen weiteren Fall von „Head-Bobbing“ in Amerika. Die Treaderstellerin postete ein Hilfegesuch in der ‘Spinone Group‘ auf Facebook. Einige Zeit später folgte ein Video von ihrem Hund beim Kopfwackeln in den Kommentaren. Keiner derer die helfen wollten fand den richtigen Ansatz. Keiner wusste was es sein konnte. Ich sah das Video und wusste es sofort, da ich kurze Zeit zuvor selbst erst nach einer Antwort auf das Kopfwackeln von Nele gesucht habe. So habe ich dort von Nele berichtet und von der Medizinischen Kleintierklinik München (Ludwig-Maximilians-Universität), die sich mit dem Thema befassten. Auch davon, dass der Tremor durch Stress ausgelöst wird und recht leicht abzubrechen geht. Entweder per Ansprache oder aber durch Gabe eines Leckerlis. Alle, besonders die Besitzerin, waren erleichtert, dass es sich nicht um Epilepsie handelt! Anfang Dezember klingelte mein Handy und ein Video erreichte mich per WhatsApp mit der Frage ob ich wisse was das sein könne. Ich schaute mir das Video an und was musste ich sehen? Ein weiterer Hund, jetzt aus dem D-Wurf, der mit dem Kopf wackelte. Statt zu schreiben rief ich die Besitzer sofort an und sagte dass ich leider wisse was das ist… Für mich stand sofort fest, dass Dunya somit keinen weiteren Wurf mehr haben wird. Sie war die Mutter beider Hunde. Die Väter waren unterschiedlich. So eine Entscheidung ist beim besten Willen nicht einfach. Vor allem wenn die Hündin selbst gesund ist und man von den Qualitäten der Mutterhündin absolut überzeugt ist. Den Besitzern der betroffenen Hunde habe ich eindringlich von einem Zuchteinsatz abgeraten. Beide wollten ihre Hunde vor dem Tremor, der Zucht zur Verfügung stellen. Das ist bitter und tut mir wirklich unendlich leid. Ich habe Beiden die bisherige Konversation mit der Klinik weiter geleitet und einen Kontakt zwischen den Besitzern zum Austausch hergestellt. Nele hat durch die VGP (Zeit davor, während und bis zu 2 Tagen danach) mehrere Male mit dem Kopf gewackelt. (Nein-Nein Bewegung) Hier war es wohl die Prüfung und der damit verbundene Stress der als Auslöser fungierte. Das letzte Mal hat sie am 27.10.2020 mit dem Kopf gewackelt. Seit dem bis heute (Anfang Februar 2021) nichts mehr. Alle durchgeführten Blutuntersuchungen und Tests waren im Normbereich. Nele bekam eine Kur mit Vitamin B Komplex. Brackelmann hatte eine Operation wegen Verdacht auf verschluckten Fremdkörper und musste Stationär (zur Beobachtung) in der Klinik bleiben. Das war bei ihm vermutlich der Stressauslöser, denn zwei Tage später hat er das erste und bisher einzige Mal mit dem Kopf gewackelt. (Nein-Nein Bewegung) Nachfolgend möchte ich die wichtigsten Punkte aus der Konversation mit Frau Dr. med. vet. G. B., Mitarbeiterin der Abteilung für Neurologie in der Medizinischen Kleintierklinik, Ludwig-Maximilians-Universität München zur Verfügung stellen. Homepage der Klinik: https://www.med.vetmed.uni- muenchen.de/index.html Die Antwortmail wurde von der Leitung der Neurologischen Abteilung, Frau Prof. Dr. med. vet. Andrea Fischer überarbeitet. Der gesamte Text wurde freundlicher Weise zur Veröffentlichung freigegeben. Beginnend mit meiner Anfrage vom 26.10.2020, per E-Mail Sehr geehrte Damen und Herren, ich hätte einige Fragen zum Kopftremor beim Hund. Eine Spinone Italiano Hündin aus meiner Nachzucht, geboren am 09.06.2018, hat nun insgesamt 3 Mal mit dem Kopf gewackelt (nein-nein Bewegung) Hier das letzte Video, welches ich erhalten habe. https://photos.app.goo.gl/L1BdyVarHxMdLK3u7 Das erste Mal zeigte sie die Symptomatik mit einem halben Jahr. Bei der Blutuntersuchung war die Schilddrüse aus dem Gleichgewicht. Ernährungsumstellung (Schlundfleisch weg lassen) Danach trat das fast 2 Jahre nicht mehr auf. Am 15.10.2020, kurz nach der Läufigkeit hatte sie wieder einen "Anfall". Dabei ist das Video entstanden. Vor etwa einer Woche wieder einen. Die Besitzerin hat festgestellt, dass sie bei Leberwurstgabe sofort damit aufgehört hat. Ich bin nur Züchter, aber für mich spricht alles für diese Erkrankung. Kann man das irgendwie diagnostizieren lassen? Die neuesten Blutwerte sind alle o.B. Zeckenkrankheiten wurden ebenfalls o.B. getestet. (Ich habe gebeten mir die Befunde zukommen zu lassen und würde sie Ihnen dann weiter leiten) Können Sie uns da irgendwie weiter helfen? Gibt es die Studie noch? Die Besitzerin unterstützt bestimmt gerne bei der Forschung, wenn das mit ihrer Haustierärztin vor Ort koordiniert werden kann! Die Antwort der Klinik folge prompt (und wurde nach Rückfrage durch Frau Prof. Fischer nochmal persönlich überarbeitet) Sehr geehrte Frau Leupold, wir konnten Ihr mitgeschicktes Video anschauen. Vielen Dank. Wir stimmen Ihnen zu, es sieht nach dem typischen Kopftremor/Idiopathischem Kopftremor/Head Bobbing aus. Typisch ist auch, dass es sich mit der Gabe von Leckerchen unterbrechen lässt. Bei dem idiopathischen Kopftremor handelt es sich in vielen Fällen um ein gutartiges Tremorsyndrom. Die Ursache ist bisher nicht bekannt. Es wird aber als eine nichtepileptische Bewegungsstörung (Dystonie, Dyskinesie) eingestuft, Es tritt vermehrt bei bestimmen Rassen wie Dobermann, Bulldoggen usw. auf, sodass eine genetische Komponente vermutet wird. Leider handelt es sich bisher um eine Ausschlussdiagnose. Es gibt keine Gentests. Die Verläufe sind sehr unterschiedlich, so wie Sie es auch bei Ihrem Hund beschreiben. Tremorepisoden treten gehäuft im Zusammenhang mit Stress auf. In sehr vielen Fällen, unserer Erfahrung nach 90 % der Hunde, handelt es sich um eine selbstlimitierende Symptomatik. Wenn Hunde sehr stark betroffen sind oder es sich um eine Rasse mit gehäuftem Vorkommen von Idiopathischer Epilepsie handelt, sollte das Head Bobbing von fokalen epileptischen Anfällen abgegrenzt werden. Dafür empfiehlt sich ein schrittweises Vorgehen: Betrachtung von Videos, ausführliche Befunderhebung mit einem Fragebogen, Ausschlussdiagnostik in einem ersten Schritt mit neurologischer Untersuchung, Blutuntersuchung mit Gallensäurenstimulationstest, in einem zweiten Schritt evt auch ausführlicher mit EEG oder MRT, ggf. auch Versuchstherapie. Manche Besitzer berichten auch von einem positiven Effekt durch die Gabe von B-Vitaminen. Unsere letzte Tremorstudie ist gerade im Journal of Veterinary Internal Medicine publiziert worden und einsehbar. Es hat sich hierbei um eine Medikamentenstudie gehandelt. Bei weiteren Fragen können Sie sich gerne erneut melden. Vielen Dank für Ihre Antwort auf meine Mail und Ihr Angebot weitere Fragen stellen zu können. Ich habe wirklich noch Fragen, wie ich als Züchter das „Head Bobbing“ einordnen muss. Sie erwähnen die Versuchstherapie mit Antiepileptika. Gehört das „Head Bobbing“ zu den epileptoformen Anfällen? Oder lässt es sich davon abgrenzen? Antwort Frau Dr. med. vet. B.: „Bis vor einiger Zeit hat man das Head Bobbing als eine leichte "gutartige" Form der Epilepsie angesehen, jedoch ist man davon wieder abgerückt und sieht es momentan mehr als eine Art Bewegungsstörung.“ Sie schreiben, dass das „Head Bobbing“ in manchen Rassen vermehrt auftritt. Kann man in diesen Rassen ebenfalls überdurchschnittlich häufig das Auftreten von Epilepsie beobachten? Antwort Frau Dr. med. vet. B: „In seltenen Fällen besteht eine Überlappung mit Epilepsie. Beim Spinone Italiano ist eine idiopathische Epilepsie beschrieben. Der Spinone Italiano ist eher eine ungewöhnliche Rasse für Head Bobbing. Grundsätzlich kann jedoch jede Rasse daran erkranken. Vom Video würden wir es dem Head Bobbing zuordnen.“ Lässt sich in den betroffenen Rassen eine familiäre Häufung des „Head Bobbing“ erkennen? Ich danke Ihnen sehr für Ihre Hilfe! Antwort Frau Dr. med. vet. B.: „Es tritt vermehrt bei bestimmen Rassen wie Dobermann, Bulldoggen usw. auf, sodass eine genetische Komponente vermutet wird. Leider handelt es sich bisher um eine Ausschlussdiagnose. Es gibt keine Gentests. Die Verläufe sind sehr unterschiedlich, so wie Sie es auch bei Ihrem Hund beschreiben. Tremorepisoden treten gehäuft im Zusammenhang mit Stress auf.“ Wie erfolgt die Diagnose des Idiopathischen Kopftremor? Antwort Frau Dr. med. vet. B.: „Generell bedarf es einer Ausschlussdiagnostik, d.h. vollständige Blutuntersuchungen, inklusive Serumgallensäurenstimulationstest, neurologische Untersuchung, EEG.“ Da eine genetische Komponente vermutet wird, sollte man von einer Zucht mit betroffenen Tieren wahrscheinlich eher absehen. Das Schlusswort überlasse ich an dieser Stelle gerne Christiane, die mit einem der betroffenen Hunde sowohl involviert und selbst betroffen ist, als auch in ihrer Funktion als Hundetrainerin die Situation mit Nele objektiv bewerten kann: „Zu ergänzen wäre noch, dass der Kopftremor bei den Hunden keine Schmerzen/ Trübung des Bewusstseins etc. verursacht. Sie wackeln mit dem Kopf und dann ist es vorbei. Und sie sind voll leistungsfähig - siehe Nele: bestandene VGP Jetzt gehen wir ganz viel zusammen Jagen, lassen den Stress der Prüfungsvorbereitung hinter uns :-) und genießen die Zeit zusammen.“
kostenlose counter